Zu viel
Ich bin es gewohnt, zu viel zu sein.
Zu laut, zu schnell, zu emotional. Ich rede zu viel, ich denke zu viel, ich fühle zu viel. Ich will zu viel, ich erwarte zu viel, ich verzweifle zu viel, ich fordere zu viel.
Nach und nach habe ich gelernt, weniger zu sein, als ich bin. Und es war immer noch zu viel.
Genauer gesagt: ICH war MIR zu viel.
1. Ich wollte in Systeme reinpassen, in denen meine Art nur zu viel sein konnte
Sei es ein naturwissenschaftliches Gymnasium oder ein Orchester. Ich habe mich mal um mal dafür entschieden, eine Erwartung erfüllen zu wollen, die überhaupt nicht meinem Charakter entsprach.
Das System unserer Gesellschaft ist in vielen Teilen darauf ausgerichtet, dass wir funktionieren. Oft lernen wir schon früh unsere Gefühle runterzudrücken, um ganz bestimmte Erwartungen zu erfüllen und eine ganz bestimmte Leistung erbringen zu können.
Ich finde Leistung ist eine unglaublich tolle und spannende Sache und es ist eine wichtige Eigenschaft, für seine Ziele gehen zu können. Leistung zwingt uns, unsere Grenzen auszuschöpfen und zu sprengen. (Mehr zu Grenzen im Artikel « Die Begrenzung unserer Vergangenheit »)
Doch solange wir Leistung verfolgen, ohne unsere Emotionen zu integrieren, verlieren wir mehr und mehr unsere Menschlichkeit.
Je mehr wir es schaffen, auf der einen Seite zu leisten und auf der anderen Seite unseren Gefühlen Raum zu geben, desto mehr entwickeln wir Fähigkeiten, die keine Technologie der Welt, dem Menschen nehmen kann.
Ich finde Leistung ist eine unglaublich tolle und spannende Sache und es ist eine wichtige Eigenschaft, für seine Ziele gehen zu können. Leistung zwingt uns, unsere Grenzen auszuschöpfen und zu sprengen. (Mehr zu Grenzen im Artikel « Die Begrenzung unserer Vergangenheit »)
Doch solange wir Leistung verfolgen, ohne unsere Emotionen zu integrieren, verlieren wir mehr und mehr unsere Menschlichkeit.
Je mehr wir es schaffen, auf der einen Seite zu leisten und auf der anderen Seite unseren Gefühlen Raum zu geben, desto mehr entwickeln wir Fähigkeiten, die keine Technologie der Welt, dem Menschen nehmen kann.
2. Ich habe nicht gelernt wie ich meine Emotionen lebe, sodass sie nicht zu viel sind.
Hierfür brauchen wir:
a) eine Einordnung unserer Gefühle.
Wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie sich unsere Gefühle anfühlen. Wo spüre ich sie im Köper ? Wie nehme ich sie wahr ?
b) eine Kommunikation
Solange wir nicht alleine in einer Hütte im Wald leben, ist es wichtig, dass wir unsere Gefühle kommunizieren können. Denn ob wir wollen oder nicht, sie äussern sich sowieso in unserem Verhalten. Je intensiver die Emotionen, desto irrationaler kann das Verhalten sein. Das muss erst mal gar nichts schlimmes sein, wenn wir es schaffen, dem Gegenüber verständlich machen, welche Gefühle dahinter stehen.
c) einen Ausdruck/ Ventil
Gefühle stauen sich in uns an, wenn wir es nicht schaffen sie raus zu bekommen.
Es kann entweder ein Ausdruck sein, also jegliche Kunstform, Malen, Musik, Schreiben etc. oder ein Ventil, also Sport, tanzen, schreien, rennen…
Aber ob wir sie wollen oder nicht, ob wir sie für angemessen halten oder nicht, die Gefühle brauchen einen Weg um aus uns raus zu kommen.
Wenn nicht, fressen sie uns von innen auf und steuern unser Verhalten aus dem Unterbewusstsein heraus.
Wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selber bin, habe ich mich in letzten Tagen noch in den Wäldern des Pilat und der Ardèche versteckt um niemandem zu viel zu sein. Und trotzdem: Selbst hier hatte ich Angst, den 5 Menschen die vorbei kommen könnten, zu viel zu sein. Bei meinen Wildcamp Aktionen fühle ich mich ziemlich sicher, weil ich ganz gut versteckte Plätze finde. Viel grösser ist die Angst, den Besitzern des Grundstücks zu viel zu sein, wenn sie mich erwischen.
Aber meine Mission für diese Tour steht. - also muss ich unter Menschen. So mache ich mich nun auf dem direkten Weg Richtung Süden.
Wie das so im Leben ist - hat man eine Einsicht, kommt erst mal der Test:
Tag 5, ich finde mich plötzlich in dem belebtesten Miniörtchen, das ich seit Tagen gesehen hatte wieder und sehe jetzt meine Chance, den ersten Schritt zu gehen. Ich ringe kurz mit mir selber. Erst mal die umliegenden Fenster checken. Wie viele Menschen könnte ich aus dem Schlaf reisen? Dann die Menschen auf der Straße begutachten. Sehen sie aus, als hätten sie Lust auf Musik oder würde es sie eher nerven?
Ahh!! Ich merke, wie meine Angst, zu viel zu sein meine Gedanken kontrolliert und zwinge mich erst recht dazu, hier jetzt zu spielen.
Ende der Geschichte..
Ich hatte mega viel Spaß! Die Leute haben sich gefreut und sind sogar extra her gekommen. Sie haben mich in nette Gespräche verwickelt und von Dominique (einem super netten ehemaligen Schmuckhersteller) wurde ich kurzerhand zum Mittagessen eingeladen.
Fazit:
- ich spiele viel lieber für Menschen als für Kühe
- Viele Leute mögen Musik
- Ich bin Musikerin und habe damit ein Angebot, das viele Menschen mögen
- Wenn ich nicht versuche weniger zu sein, als ich bin, begegne ich den Leuten, denen ich nicht zu viel bin