Kontrolle vs. Führung
Die Welt ist in einem starken Umbruch, was Führungspositionen, Erziehung und Lehre angeht. Auch wenn es an den großen Spitzen des Weltgeschehens nicht danach aussehen mag, suchen die Menschen mehr und mehr nach einem neuen Modell des Führens.
Früher ging es darum, einen starken Willen zu haben und ein System so zu kontrollieren, dass es auf geradem Weg zu genau diesem Ziel hinarbeitet. Doch je mehr sich das Eros in unserer Gesellschaft erhebt, desto deutlicher wird, dass es neue Führungsqualitäten braucht, die darauf basieren, auf die einzelne Teile des System einzugehen. Nur so kommen wir da hin, dass die Stärken jedes Einzelnen ausgearbeitet und genutzt werden können. Genau das ist es, was den Menschen von einer KI unterscheidet. In uns schlummert eine Sehnsucht nach Entfaltung und je mehr dies möglich ist, desto mehr kommen die Stärken jedes Einzelnen zum Vorschein.
Um das Neue zu Verstehen, braucht es meines Erachtens eine klare Unterscheidung zwischen Kontrolle und Führung. Denn auch wenn wir vielleicht erst mal denken die Offensichtlichkeit zu erkennen, passiert es doch schnell, dass wir versuchen die Kontrolle zu bewahren, wenn wir besser daran tun würden, die Führung zu übernehmen.
Kontrolle
Kontrolle entsteht aus Angst. Angst, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir es wollen. Also halten wir fest. Hierbei schließen wir unseren Griff, verbeißen uns in einer Sache und erzwingen das gewünschte Ergebnis.
Verstehe mich nicht falsch. Ich bin absolut dafür, die Verantwortung über sein Leben zu nehmen: Wenn du etwas willst, gehe die notwendigen Schritte dafür und warte nicht, dass es vielleicht zufällig auf Dich zufliegt.
Aber es gibt Dinge, die nicht in unserer Hand liegen. Diese um alle Fälle übernehmen oder steuern zu wollen, ist Kontrolle.
Führung
Führung hingegen fundiert auf einer ehrlichen Sicherheit und einer entschlossenen Klarheit. Die Handlungen die aus Führung kommen, sprechen von Hoffnung und nicht von Angst. Sie sind für und nicht gegen etwas. Sie werden getroffen, weil wir wirklich an das glauben, was wir anstreben. Eine Führung ist integer, ehrlich, kommt aus den Tiefen unseres Herzens und behält stets einen Überblick über das gesamte System.
1. Gefühle
Die meisten von uns lernten schon früh, dass es als Reife gilt, unsere Emotionen kontrollieren zu können. Doch im Gegenteil.
Wir können unsere Handlungen steuern, aber nicht unsere Gefühle.
Meist sind es die negativ konnotierten Gefühle wie Wut, Neid, Eifersucht oder Trauer. Ein Versuch sie zu kontrollieren, führt lediglich zu einem Unterdrücken, was nicht mehr ist, als sie in unser Unterbewusstsein zu schieben. Von dort aus haben sie jedoch umso mehr Macht über unser Denken und unser Handeln - nur bemerken wir es nun nicht einmal. Wirkliche emotionale Reife bedeutet, für sich selbst heraus zu finden, in welcher Form man seine Gefühle ausleben und ihnen Raum geben kann.
Wir können unsere Handlungen steuern, aber nicht unsere Gefühle.
Meist sind es die negativ konnotierten Gefühle wie Wut, Neid, Eifersucht oder Trauer. Ein Versuch sie zu kontrollieren, führt lediglich zu einem Unterdrücken, was nicht mehr ist, als sie in unser Unterbewusstsein zu schieben. Von dort aus haben sie jedoch umso mehr Macht über unser Denken und unser Handeln - nur bemerken wir es nun nicht einmal. Wirkliche emotionale Reife bedeutet, für sich selbst heraus zu finden, in welcher Form man seine Gefühle ausleben und ihnen Raum geben kann.
2. Team
Die Führung von Menschen ist offen und flexibel. Auf der einen Seite ist die Überzeugung aus der die Worte und Taten stammen spürbar, doch auf der anderen Seite schließt sie das Bewusstsein ein, dass Menschen irrationale, vielseitige und sich ständig verändernde Wesen sind. So auf diese einzugehen und sie zu verstehen, dass es für das Ziel förderlich ist, ist unabdingbar.
Personen, die klar führen, sind ein Gipfel in der Brandung. Doch gleichzeitig sind sie bereit, ihren Kurs zu ändern, wenn es der Prozess fordert.
3. Erziehung
Früher ging es in der Erziehung in den meisten Fällen darum, das Kind funktionierend zu machen. Denn dies bedeutete eine sichere Zukunft mit einem sicheren Job. Mein Herz blutet, wenn ich daran denke, wie viel kleine Genies hierbei in Rollen gezwungen wurden, die ihnen gar nicht entsprachen und wie viel Wunder der Welt dadurch entgangen sind.
In der Erziehung geht es darum, zwischen Regeln und Eigenverantwortung auf das Kind einzugehen. Es erforschen lassen, wie es in diesem Leben einen Platz findet, in dem es erblühen kann.
Wir können nicht wissen, was das Beste für unser Kind ist. Aber wenn wir es gut führen, geben wir ihm alles auf den Weg mit, ein Leben entdecken zu können, dass ihm wirklich entspricht.
4. Lehre
Bei diesem Teil fällt es mir am schwersten eine zusammengefasst Aussenperspektive einzunehmen, weil ich zum einen seitenweise über die Möglichkeiten von Lehre schreiben könnte und zum anderen hier meine tiefsten Enttäuschungen vergraben liegen.
Lehre ist gar nicht so weit weg von Erziehung, nur dass der Rahmen und die Inhalte andere sind.
Oft unterschätzen wir den Einfluss, den Lehrende auf Schüler:innen haben können. Im positiven, sowie im negativen. Ich bin mit einem Schulsystem aufgewachsen, in dem mit Kontrolle gelehrt wurde. Die vorgegebenen Strukturen sind wie eine Form, in der es sich zu bewegen gilt. Das Ziel ist es, in einem ganz bestimmten System auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu funktionieren.
Doch glücklicherweise beobachte ich hier große Veränderungen.
Die Basis einer guten Lehre bilden natürlich Kompetenz und Leidenschaft. Wir brauchen das Leuchten in unseren Augen, um andere Menschen von etwas begeistern zu können. Es ist Voraussetzung dafür, in Integrität zu vermitteln, welche wiederum der Grundstein von Überzeugung ist.
Zwischenmenschliche Kompetenzen und emotionale Kompetenz standen lange im Schatten von Durchsetzungskraft und Härte. Führung bedeutet nicht, die Schülerin in eine ganz bestimmte Idee zu pressen. Es geht viel mehr darum, die Denkstrukturen so anzuregen, dass sie lernt, selbst zu arbeiten. Es geht um ein Schärfen der Wahrnehmung. Ein Öffnen des Horizonts für die eigenständige Suche nach individuellen Lösungen. Denn so klar wir für uns selbst in einem Fach auch sein mögen, wir können niemals wirklich wissen, welche Herangehensweise die richtige für eine andere Person ist. Wir können nur unsere Überzeugungen teilen und den Schülern helfen, ihre zu erkennen.
Wir lernen am besten von Menschen, wenn wir uns mit ihnen identifizieren können. Dafür müssen wir weg von dem Autoritätsprinzip kommen und hin zu einer ehrlichen Kommunikation unserer Fehlbarkeit. Authentizität ist der Schlüssel, der Lehrende zu inspirierenden Vorbildern machen kann, statt zu idealisierten Idolen.
Ich bin der Meinung, dass Lehre die Welt verändern kann, weil wir hier einen Zugriff auf Menschen haben, der tief geht. Sei es die Schule, eine Uni oder eine Hochschule. Dass sind die Orte, an denen wir Menschen für etwas begeistern können, sie zum träumen anregen und ihnen helfen über sich hinaus zu wachsen. Hier kann Veränderung statt finden, die von Neugier und Hingabe motiviert wird. Hier werden Menschen ausgebildet, sich und ihren Weg in dieser Welt zu finden.
5. Trompete
Die meisten denken hier wahrscheinlich zuerst an das Führen im Zusammenspiel mit anderen Musiker:innen, aber das entspricht tendenziell eher der Kategorie «Team», wobei die Teammitglieder den verschiedenen Stimmen entsprechen. Das Führen im musikalischen Zusammenspiel ist ein Gefühl, für das ich bisher noch keine Worte gefunden habe, die der Intensität und Vielseitigkeit gerecht werden.
In diesem Beispiel geht es mir also viel mehr um die inneren mentalen Prozesse in Bezug auf das Trompetenspiel. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung als Trompeterin sprechen, aber es bezieht sich eigentlich auf jedes Instrument.
Wenn Angst oder Zweifel stärker sind als unsere Entscheidung Musik zu machen, reagieren wir mit Kontrolle statt mit Führung.
Wenn Angst oder Zweifel stärker sind als unsere Entscheidung Musik zu machen, reagieren wir mit Kontrolle statt mit Führung.
Führung ist in diesem Fall die Art und Weise, in der ich mit meinem Körper und Geist in Kontakt trete, um die Musik transportieren zu können. Doch ob diese aus Führung resultiert oder aus Kontrolle, macht den entscheidenden Unterschied. Kontrolle ist wie eine geballte Faust. Sie spannt an, macht fest und schließt.
Auf körperlicher Ebene: Wenn wir kontrollieren, spannen wir Muskeln an, die wir zum Spielen eigentlich in Entspannung bräuchten.
Auf geistiger Ebene: Musik kann nicht klingen, wenn wir jede einzelne Note zu kontrollieren versuchen. Der Versuch ist genau so absurd, wie sich kontrolliert zu freuen. Die Intensität eines wahren Freudenausbruchs zeigt sich nur dann, wenn er frei sein darf. Genau so ist es mit der Musik.
6. Sex
Jedem steht es frei seine eigenen Vorlieben zu haben und wäre es nicht das Internet, könnte ich auch texteweise darüber philosophieren. Doch hier will ich nur auf den Weg mitgeben, vielleicht auch da mal in den Körper rein zu hören und ein Bewusstsein für den Unterschied zwischen Kontrolle und Führung zu erkennen.
Ich könnte als Beispiel hier auch Paartanz nennen, da es mir lediglich um eine körperliche Zusammenarbeit von zwei Menschen geht. Aber ich vermute, dass weniger meiner Leser:innen Erfahrung mit Paartanz haben, als mit Sex. Außerdem beschreibe ich Gefühle, die tiefer liegen, als es der Verstand einordnen kann. Ein Ort, an den uns auch die Lust bringen kann - an dem das Denken leiser wird und das Körperempfinden präsenter.
Wie kommen wir nun von der Kontrolle zur Führung ?
Kontrolle loslassen
Die Kontrolle loszulassen erfordert den Mut, sich auf das Ungewisse einzulassen. Wenn wir nicht mehr zulassen, dass der Verstand versucht das Leben zu steuern, öffnen wir unsere Arme für Alles und Jeden, der auf uns zu kommt. Wenn wir bereit sind, dass unser Leben sich innerhalb von Sekunden verändern kann, sind wir auch bereit dem Leben zu begegnen.
Vertrauen
Was es braucht, ist Vertrauen. Vertrauen in sich, in seine Fähigkeiten, in seine Entscheidungen oder in Andere.
Aus meiner Sicht liegt all dem noch ein viel tieferes Vertrauen zu Grunde. Ein Vertrauen in das Leben. Ich meine hier nicht das naive Vertrauen, dass alles gut gehen oder nach unseren Wünschen verlaufen wird. Denn das ist schlichtweg falsch. Genau das macht das Leben ja so unglaublich spannend (und ja, auch schwierig..)
Ich meine das Vertrauen, dass es immer weiter geht. Dass es immer Lösungen, Menschen und Wege gibt, auch wenn wir von denen gerade vielleicht noch nichts wissen.
Die Grundlage dieses Vertrauens ist das Bewusstsein, dass wir – ganz gleich, welcher Situation wir begegnen – immer die Freiheit haben, zu wählen, wie wir mit ihr umgehen.
Voraussetzung
Wir müssen uns unser Entscheidungskraft bewusst zu sein, denn das ist das einzige, worauf wir uns wirklich immer verlassen können und das wir wirklich in der Hand haben.
Denn manchmal kommen Dinge auf uns zu, die unerwartet oder schmerzhaft sein können. Wir werden mit Situationen konfrontiert, auf die wir nicht vorbereitet sind. Mit Menschen, die unser ganzes Leben auf den Kopf stellen.
Doch egal was es ist und egal wie schwer es erscheinen mag, wir haben IMMER eine Wahl.
Aus meinem Leben
Ich habe viel Energie, eine intensive Gefühlswelt, ein starkes Logos (ich meine nicht den Teil mit Rationalität und Ordnung…) und oft eine sehr klare Idee, was ich will. Somit bin ich schnell bereit, für meine Ziele sämtliche Berge zu überqueren. Nicht selten ohne mein Wohlbefinden darin völlig zu vergessen.
Wenn ich dann mit viel Frust und weniger Selbstvertrauen auf der anderen Seite ankomme, habe ich mich definitiv kontrolliert und nicht geführt.
Wenn ich dann mit viel Frust und weniger Selbstvertrauen auf der anderen Seite ankomme, habe ich mich definitiv kontrolliert und nicht geführt.
Hier können wir vom Eros lernen. Innehalten. Das komplette System im Blick haben. Loslassen und den Dingen Raum und Zeit geben - zu sein, zu entstehen, sich zu entwickeln, sich zu zeigen.
Ja, es kann sein, dass das Leben dann anders verläuft, als man es sich gewünscht hätte.
Aber das Leben lässt sich nicht kontrollieren. Wir können nur das, was in unserer Hand liegt mit Geduld, Feingefühl und Empathie führen. Die Dinge, die wirklich von Herzen kommen, wird man erreichen. Wenn auch nicht immer auf dem Weg oder mit dem Ergebnis, das wir uns vielleicht gewünscht hätten.
Ja, es kann sein, dass das Leben dann anders verläuft, als man es sich gewünscht hätte.
Aber das Leben lässt sich nicht kontrollieren. Wir können nur das, was in unserer Hand liegt mit Geduld, Feingefühl und Empathie führen. Die Dinge, die wirklich von Herzen kommen, wird man erreichen. Wenn auch nicht immer auf dem Weg oder mit dem Ergebnis, das wir uns vielleicht gewünscht hätten.
Kontrolle loslassen kann für unterschiedliche Menschen was komplett anderes bedeuten.
Für die Einen stellt es einen Befreiungsakt dar, die Kontrolle loszulassen um sich von dem Zwang nach Perfektionismus und Überanpassung zu Lösen.
Für mich hingegen geht es eher darum, Kontrolle loszulassen um Anpassung zuzulassen. Nachdem ich in den letzen Monaten bzw. Jahren aus jeglichen existierenden Mustern ausgebrochen bin, geht es nun darum zu erkennen, welche Regeln mir vielleicht doch von nutzen sein könnten.
Keines der beiden ist besser. Auch wenn die Überanpasser in unserer Gesellschaft bessere Karten zu haben scheinen, dürfen wir den Druck und Stress, den die ständige Bemühung für Andere mit sich bringt - während als Ursache meist ein tiefer Schmerz vergraben liegt - nicht unterschätzen.
Wichtig ist nur, dass wir erkennen, wo wir stehen und uns mit Feingefühl da hin führen wo wir hin wollen.
Denn egal welche Eigenarten wir haben, diese sind immer eine Schutzreaktion auf die Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Denn egal welche Eigenarten wir haben, diese sind immer eine Schutzreaktion auf die Erfahrungen, die wir gemacht haben.
Ich denke, für jeden gibt es einen Platz in dieser Welt, wo er hingehört - sich zu Hause fühlt. Nachdem ich mein Leben lang immer dazwischen hing und nirgendwo so richtig rein passte, erkenne ich mehr und mehr, dass mein Platz in diesem Dazwischen liegt.
Also geht es für mich darum, behutsam herauszufinden, welcher Aspekt aus welchen Konzepten und Regeln für mich passt und welcher nicht.
Das ganze gleicht einem unbeholfenen Versuch ein Auto einzuparken. Es sieht im Moment ungefähr so aus:
1 Schritt nach vorne - Zweifel - noch 1 Schritt nach vorne - große Zweifel - 1 Schritt zurück - 1/2 vorsichtiger Schritt nach vorne - zufriedene Ines - 2 Schritte nach vorne - emotionale Krise - 1 1/2 Schritte zurück - 1 Schritt nach vorne - usw…
Also geht es für mich darum, behutsam herauszufinden, welcher Aspekt aus welchen Konzepten und Regeln für mich passt und welcher nicht.
Das ganze gleicht einem unbeholfenen Versuch ein Auto einzuparken. Es sieht im Moment ungefähr so aus:
1 Schritt nach vorne - Zweifel - noch 1 Schritt nach vorne - große Zweifel - 1 Schritt zurück - 1/2 vorsichtiger Schritt nach vorne - zufriedene Ines - 2 Schritte nach vorne - emotionale Krise - 1 1/2 Schritte zurück - 1 Schritt nach vorne - usw…
1. Improvisation
Ich finde mich in keinem existierenden Musikstil wieder. Ich kann jedem etwas abgewinnen aber keiner deckt vollständig meinen musikalischen Ausdruck ab.
Was ich weiß: ich gehöre in die Improvisation. Auf welche Art und Weise, in welchem Stil, mit welchen Menschen…? Keine Ahnung.
Was ich weiß: ich gehöre in die Improvisation. Auf welche Art und Weise, in welchem Stil, mit welchen Menschen…? Keine Ahnung.
Nachdem ich mich in den letzten Monaten von jeglichen Regeln gelöst habe und als einzige Vorgabe die täglichen Basics beibehalten habe, geht es jetzt darum, meine Puzzleteile zusammen zu suchen. Was kann ich von dem vorgegeben für mich nehmen und wo ist es gut, mein ganz eigenes Ding zu machen ?
Bei meinen Beobachtungen erkenne ich Menschen mit unterschiedlichsten Begeisterungen für unterschiedlichste Musik, die alle unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich ziehen. Ich kann sie alle verstehen.
Bei meinen Beobachtungen erkenne ich Menschen mit unterschiedlichsten Begeisterungen für unterschiedlichste Musik, die alle unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich ziehen. Ich kann sie alle verstehen.
Wo ich dadrin bin ?
Wahrscheinlich irgendwo dazwischen.
2. Trompete
Die Qualität in der Musik resultiert aus der Suche nach Perfektion.
(Wenn ich von Perfektion rede, ist es mir dennoch wichtig zu betonen, dass es keine vollkommene Perfektion gibt. Weder in der Musik, noch in anderen Kunstformen. Das Streben danach führt lediglich dazu, dass wir unsere Wahrnehmung schärfen und immer feinere Nuancen erkennen. Eine Arbeit, die niemals vollendet ist.)
Die Kontrolle loslassen bedeutet für mich, die Anpassung - also die Perfektion - zuzulassen. Das mag vor allem für einen klassisch ausgebildeten Verstand jetzt erst mal absurd klingen, aber der Teil in mir, der mich davor schützen will reinpassen zu müssen, wehrt sich gegen die Perfektion. Gemeinsam mit meinen Zweifeln zieht er an einem Strang dagegen. Während ich bewusst beim Üben selbstverständlich nicht das Ziel habe, schlechter zu werden, sitzen die beiden in meinem Unterbewusstsein und ziehen fleißig an der Bremse.
(Wenn ich von Perfektion rede, ist es mir dennoch wichtig zu betonen, dass es keine vollkommene Perfektion gibt. Weder in der Musik, noch in anderen Kunstformen. Das Streben danach führt lediglich dazu, dass wir unsere Wahrnehmung schärfen und immer feinere Nuancen erkennen. Eine Arbeit, die niemals vollendet ist.)
Die Kontrolle loslassen bedeutet für mich, die Anpassung - also die Perfektion - zuzulassen. Das mag vor allem für einen klassisch ausgebildeten Verstand jetzt erst mal absurd klingen, aber der Teil in mir, der mich davor schützen will reinpassen zu müssen, wehrt sich gegen die Perfektion. Gemeinsam mit meinen Zweifeln zieht er an einem Strang dagegen. Während ich bewusst beim Üben selbstverständlich nicht das Ziel habe, schlechter zu werden, sitzen die beiden in meinem Unterbewusstsein und ziehen fleißig an der Bremse.
Wenn sie mir mein Leben damit zwar nicht leichter gemacht haben, muss ich doch feststellen, sie haben ihren Job gut gemacht. Während meines Studiums hätte ich dem zwar nicht zustimmen können aber heute wird mir mit jedem Tag deutlicher, dass bereits damals meine Bemühung meine Kolleg:innen zu verstehen deutlich mehr Zeit und Passion in Anspruch genommen haben, als die, die klassische Musik zu verstehen.
Die Verkörperung der Anpassung, ist für mich das Trompetenkonzert in Es von Joseph Haydn. Entscheidend ist hier nicht das Stück an sich, sondern die subjektive Bedeutung, die es mit den Jahren für mich persönlich angenommen hat. (Kurze Erklärung für Nicht-Musiker:innen: Das ist das Stück, das jede Trompeterin und jeder Trompeter in und auswendig kann. Dieses Stück in einer gewissen Perfektion zu beherrschen ist in den meisten Fällen Grundvoraussetzung um einen Job im Orchester zu bekommen.) Auf der einen Seite verbrachte ich Jahre damit, an diesem Stück zu schleifen und auf der anderen Seite saßen die zwei kleinen Bremser in meinem Unterbewusstsein und führten ihre eigene Rebellion gegen Haydn aus, «von dem wir uns auf keinen Fall sagen lassen, was wir zu tun haben.»
Je mehr ich mir heute meine eigenen Regeln und Strukturen setze, die mir gut tun und meinen Stärken entsprechen, desto mehr beruhigen sich die beiden und lassen mich nach Qualität streben.
Haydn sehe ich hierbei als meinen Endgegner, mit dem ich mich vielleicht in ein paar Jahren mal wieder befasse, wenn ich meinen eigenen Ausgleich zwischen meinem Weg und der Anpassung gefunden habe und wenn ich bereit bin, mich situationsweise einer musikalischen Vorgabe zu fügen.
Um mich in meinem Trompetenspiel führen zu können, brauche ich - wie oben ausgeführt - eine klare musikalische Vorstellung. Zu diesem Zeitpunkt ist sie alles andere als klar. Also gebe ich dem Prozess Zeit und baue geduldig die Kontrolle ab und meine eigene musikalische Idee auf.
Und warum erzähle ich das alles ?
Ich gebe zu, ich bin ein bisschen in das Thema Perfektionismus abgeschweift.. Aber es geht mir um die Gratwanderung zwischen einer Gesellschaft die sich in der sturen Kontrolle nach Leistung verliert und einer Gesellschaft die aus Leidenschaft Großes anstrebt - mit Führung, die genau diesen Unterschied erkennt.
Ich bin nicht der einzige Mensch auf dieser Welt, der Probleme hat, in Systeme zu passen, sich in Regeln einzuordnen oder zu funktionieren. Es gibt hier kein richtig und falsch, kein besser oder schlechter - aber es wird Zeit, dass wir aufhören, uns alle in ein bestimmtes Muster zu zwingen und anfangen, die Welt für alle zu öffnen.
So werden wir für jeden Menschen - so unterschiedlich wir auch alle sein mögen - einen Platz finden, an dem er oder sie wirken kann.
So werden wir lernen uns zu ergänzen und als funktionierende, zukunftsorientierte Systeme zusammenzuarbeiten.
Ein riesiges Danke an meine Lieblingsfreundin Isi, von deren Perfektionsstreben ich mich mit jedem Tag und jeder Zusammenarbeit inspirieren lassen darf ! ❤️